In der Ausstellung en détail widmet sich Fides Becker (*1962) der stillen Poesie von Innenräumen und Fassaden. Ihre Gemälde konzentrieren sich dabei auf Nahaufnahmen alter Wohnungen und Häuser – Orte, an denen der Lauf der Zeit deutliche Spuren hinterlassen hat. Eine abblätternde Tapetenecke, ein antiker, fast blinder Spiegel, ein Stuckfragment, ein abgenutzter Türknauf oder ein vergessener Kronleuchter – jedes Motiv wirkt in Beckers Arbeiten zart und fast traumhaft. Dabei verstärken die von ihr bewusst eingesetzten Farbnasen, die wie dünne Rinnsale die Leinwände hinunterlaufen, den Eindruck, dass sich die Motive zudem aufzulösen und zu verschwinden scheinen.
In ihrem Schaffen konzentriert sich Becker seit Langem auf Motive, die im Alltäglichen oft übersehen oder für selbstverständlich gehalten werden. Mit ihrer gedämpften Farbpalette und ihren durchdachten Kompositionen enthüllt sie mit Leichtigkeit die Schönheit des Übersehenen und Vergessenen. Für die Künstlerin sind es nicht nur schlichte Objekte; es sind Erinnerungsfragmente, welche eine faszinierende Stimmung von Räumen vermitteln, die sich zugleich intim und zeitlos anfühlen.
Aufgrund ihres untrüglichen Blicks für das Besondere im scheinbar Gewöhnlichen gelingt es Becker, auch unsere Aufmerksamkeit auf das Detail zu lenken. Dabei zeigt sie uns mit ihren Gemälden, wie insbesondere das Abgelegte, Zurückgelassene und Vernachlässigte einen bezaubernden Charakter haben und uns in seine magische Welt hineinziehen kann.
Nach zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland ist Becker, die in Berlin lebt und arbeitet, zum ersten Mal im Projektraum der Reinbeckhallen in einer von Dr. Sabine Schlenker kuratierten Einzelausstellung zu sehen. Darüber hinaus ist sie mit einigen Werken in der Sammlung der Stiftung vertreten und war mit ihren Arbeiten in der Gruppenausstellung a touch of playfulness im Jahr 2023 präsent.