Die Arbeiten der US-amerikanischen Künstlerin Isca Greenfield-Sanders wirken wie eine nostalgische Reise in die Vergangenheit.

Ihre Werke entstehen auf der Grundlage gesammelter Fotografien aus den 1950er- und 1960er-Jahren – meist gefundene Urlaubsschnappschüsse mit typischen Strandszenen. In einem vielschichtigen Prozess überträgt sie die Bilder mithilfe eines Gittersystems auf die Leinwand und übermalt sie anschließend. Dabei werden die Motive von einem Medium ins andere ‚übersetzt‘ – eine visuelle Transformation, die die Grenze zwischen Fotografie und Malerei verschwimmen lässt

Greenfield-Sanders’ Arbeiten wecken kollektive Erinnerungen: alltägliche Szenen, wie man sie aus Familienalben kennt – Spaziergänge am Strand, spielende Kinder, Momente der Geborgenheit. Ihre Werke wirken verspielt und zugleich zerbrechlich – sie halten friedliche Augenblicke fest, die jedoch nur als Echo der Zeit weiterleben.

Isca Greenfield-Sanders
A Walk with Daddy (Blue)
2005
© Isca Greenfield-Sanders

In dem Bild „A Walk with Daddy (Blue)“ (2005) sind im Vordergrund ein Mann und ein Kind zu sehen, die Hand in Hand über einen weiten, rosafarbenen Sandstrand laufen. Den Betrachtenden abgewandt, bewegen sie sich auf eine belebte Uferlinie im Hintergrund zu, an deren Horizont weitere Strandbesucher und vereinzelte Sonnenschirme schemenhaft zu erkennen sind. Der intensiv blaue Himmel steht in starkem Kontrast zum unnatürlich wirkenden rosafarbenen Sand – eine farbliche Verfremdung, die dem Bild eine traumartige Atmosphäre verleiht.

Die lebendigen Farben und weichen, angedeuteten Umrisse lassen die Szenen wie verblasste Fragmente der Vergangenheit erscheinen – flüchtig, verschwommen und dennoch erstaunlich vertraut. In vielen ihrer Werke zeigt Greenfield-Sanders Menschen von hinten oder aus der Distanz. Dadurch nehmen Betrachtende die Rolle eines stillen Beobachters ein. Sie sind Teil der Szene, ohne selbst sichtbar zu sein. So wird das Gefühl erweckt, in eine Erinnerung einzutauchen, in der man sich selbst zu erkennen glaubt.

Angelina Nguyen


Isca Greenfield-Sanders (geboren 1978 in NYC, USA) erhielt ihren Bachelor of Arts in visueller Kunst sowie in Mathematik an der Brown University. Ihre Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, darunter Einzelausstellungen in der Galerie Miles McEnery (New York), der Baldwin Gallery (Aspen) und der Galerie Klüser (München) sowie Gruppenausstellungen in Institutionen wie dem Brooklyn Museum, dem Victoria and Albert Museum (London), dem Museum of Fine Arts in Houston und bei uns in der Stiftung Reinbeckhallen (Berlin).