Andreas Rost, ohne Titel aus der Serie Paraden/Berlin, 1996–2003 © Andreas Rost
Gespräch

Künstlergespräch mit Andreas Rost

Moderiert von Dr. Candice M. Hamelin
07.05.2021

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren begannen Künstler*innen, nach neuen Formen des Schaffens und Lebens in Berlin zu suchen. Angeregt durch die Möglichkeiten, die ihnen die wirtschaftliche und physische Leere Berlins bot, strömten einige Künstler*innen nach Berlin, um ohne jene Zwänge zu arbeiten, die anderswo spürbar waren. Andere wiederum initiierten Künstler*innengemeinschaften und Kunstaktionen, die Menschen aus der ganzen Welt anzogen.

Der Künstler Andreas Rost wird gemeinsam mit Candice M. Hamelin, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Ausstellung Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject, über den Zeitraum rund um den Berliner Mauerfall sprechen. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt und wird nach einem dreitägigen Instagram-Takeover live auf dem Instagram-Account von Fotografie in Berlin (@pib.photographyinberlin) übertragen.


Andreas Rost (*1966 in Weimar)

Anfang der 1990er Jahre beschlossen junge Kreative, darunter Andreas Rost, in die Friedrichstraßen-Passage zu ziehen, ein fünfstöckiges Gebäude im Scheunenviertel, das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und damals verlassen war. Dort inmitten seiner bröckelnden Mauern und Infrastruktur gründeten sie das Tacheles, eine Künstlergemeinschaft und Begegnungsstätte, die Künstler*innen und Tourist*innen aus aller Welt anzog und ihnen die Möglichkeit bot, Avantgarde-Konzerte, Aktionstheater, zeitgenössischen Tanz, Performancekunst, Installationen und Ausstellungen zu sehen und zu erleben. In den ersten Jahren fotografierte Rost die Tacheles-Bewohner*innen und ihre Umgebung. Außerdem bat er Annette Gries, Künstler*innen zu interviewen und ergänzte damit seine Serie Tacheles: Alltag im Chaos (1990–1993), die Porträts und Architekturfotografien mit den Texten der transkribierten Interviews verknüpft.

Tacheles: Alltag im Chaos wird zum ersten Mal als umfassende Serie in den Reinbeckhallen ausgestellt, zusammen mit Paraden/Berlin (1996–2003), einem weiteren Werk von Rost, das nie zuvor gezeigte Bilder der Love Parade enthält. Rost studierte von 1988 bis 1993 bei Arno Fischer und Evelyn Richter an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seitdem arbeitet er in Berlin und weltweit als freischaffender Fotograf, Kurator und Dozent. Er erhielt zahlreiche Stipendien, u.a. von der Stiftung Kunstfonds Berlin, und veröffentlichte vor Kurzem das Buch Das Jahr 1990 freilegen (2019). Derzeit lebt Andreas Rost in Berlin.