Jugendweihen und Ostseereisen, Demonstrationen und Kleingärten, Republikgeburtstage und Weihnachtsfeste, das neue Auto und der letzte Arbeitstag – in privaten Bildmedien wie Fotoalben, Dias, Einzelbildern, Schmalfilmen und Videos spiegeln sich die Erfahrungen und Lebenswelten in Ostdeutschland aus ganz individueller Sicht.

Die Ausstellung »… irgendwer hat immer fotografiert …«, die im November 2021 in der Stiftung Reinbeckhallen eröffnet, untersucht, wie sich die Zeitgeschichte Ostdeutschlands in privaten Bildern niederschlägt. Dafür wird die Ausstellung selbst zum Ort der aktiven Auseinandersetzung. Konzipiert als Forschungsausstellung werden die Bilder als partizipative Objekte für die Besucher*innen erfahrbar.

Wir laden interessierte Personen ein, uns im Frühjahr und Sommer 2021 Einblicke in ihre privaten Bildwelten zu geben. Ob digitale Bilder auf einem Stick, Fotoalben als Leihgaben für eine Digitalisierung oder Schenkungen, die Stiftung Reinbeckhallen freut sich über eine rege Teilnahme. Rufen Sie uns unter der Telefonnummer 0151 10409096 an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.

Das Projekt „Von vor der Wende bis nach der Wiedervereinigung. Private Fotografie in Ostdeutschland 1980–2000“, initiiert von dem Fotohistoriker und Kurator Dr. Friedrich Tietjen wird von der Stiftung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst getragen und ist mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Das Deutsche Historische Museum ist Projektpartner.


Im Rahmen des von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderten Projektes Biografie und Geschichte. Private Fotografie in Ostdeutschland 1980–2000 konnten im Sommer 2020 bereits 50 Albengespräche geführt und aufgezeichnet werden.

Diese Gespräche und Albensichtungen haben zu ersten Befunden geführt: Wenig überraschend unterscheiden sich die Aufnahmen in ihren Sujets kaum von denen aus anderen Ländern – wie in Westdeutschland oder auch Österreich wurden in den 1980er und 1990er Jahren vor allem Reisen, Feste und die Kinder fotografiert. Auffällig ist jedoch, wie umfangreich ein erheblicher Teil der gesichteten Bestände war – dass es aus einer Familie zehn und manchmal auch deutlich mehr Alben gab, war nicht selten. Ebenfalls auffällig, wenn auch nicht unerwartet war, wie selten Ereignisse des Umbruchs fotografiert wurden: Nur sehr vereinzelt finden sich in den Alben Aufnahmen etwa von Demonstrationen oder von der ersten Reise in den Westen. Es scheint, dass die politischen Umwälzungen von 1989/90 vor allem einen Effekt hatten – dass deutlich weniger fotografiert wurde.

Für die Arbeit in diesem Jahr interessieren uns weiterhin die so häufig vorkommenden und nur scheinbar banalen Motive, weil sie Auskunft darüber geben, wie sehr die Fotografie auch ein Medium war, um die Privatsphäre von öffentlichen und politischen Sphären zu isolieren. Gleichzeitig würden wir gern mehr Bilder sehen, wie beispielsweise sich die Organisation des Arbeitsalltags mit dem familiären und privaten Leben verwebt. Und schließlich sind wir auch sehr daran interessiert, mehr Bilder aus der Zeit nach der Wiedervereinigung zu sehen.


Hinweis zur aktuellen Covid-19-Situation

Alle Albengespräche oder Übergaben werden nach individueller Rücksprache und unter Berücksichtigung der jeweils geltenden Verordnungen zur Eindämmung der Corona Pandemie durchgeführt.